Es war einmal ...
Märchen müssen einfach so beginnen, egal ob real oder erfunden. Denn woher käme sonst das „Es ist so schön“ und das „Es wird immer besser“?
Dies also ist das Märchen von Jessi und Sara, die ich am 30. Juli bei ihrer Hochzeit begleiten durfte.
Es war einmal in der flachen Ebene Mecklenburg-Vorpommerns.
Da lernten sich unsere beiden Heldinnen in einer der schöneren Ecken des Internets kennen und dank moderner Telekommunikation telefonierten sie bereits viele Nächte mit klopfendem Herzen ohne sich je persönlich begegnet zu sein. Dieser Zustand sollte aber nicht von Dauer.
Doch zum ersten Treffen war die Hilfe von Freund Zufall notwendig und nicht zuletzt die von Saras Bruder. Um das ihm prophezeite Schicksal zu erfüllen auch eines Tages mal Trauzeuge zu sein, fuhr er Sara kurzerhand in das idyllisch gelegene Örtchen Drewelow, just die Wohn- und Wirkungsstätte Jessis. Aber ach, ihr Haus war nicht leicht zu finden bei all dem Nebel und gleichzeitig schwerem Gewitter mit Blitz und Hagel (Anm. der Verfasserin: Wetterangaben müssen nicht der historischen Wahrheit entsprechen, können aber Spuren dramatischer Übertreibung zum Steigern der Spannung enthalten).
Doch das wäre ja gelacht, wenn sich die jungen Liebenden von so ein bisschen Meteorologie aufhalten ließen! Geschwind streifte sich Jessi ihre Ballerinas über und eilte zur örtlichen Bushaltestelle. Bei (verbürgten) 10°C eine mutige Wahl. Doch sofort vergaß sie das Blau ihrer Füße beim Anblick Saras. Ihr Herz entflammte nun noch mehr füreinander und war also eine unsterbliche Liebe entbrannt.
Fürwahr, ihre junge Liebe sollte in der kommenden Zeit so manches Mal geprüft werden, denn das Leben hielt leider nicht nur angenehme Dinge für sie bereit. Mancher Verlust schien zu Zeiten kaum zu verwinden zu sein, sei es Saras Vater, die kleine Hündin Ronja oder auch der treue Rüde Barney.
Doch ihre Liebe wuchs nur umso mehr daran. Jede geliehene starke Schulter wurde zu einer weiteren Wurzel und jede getröstete Träne zum erquickenden Wasser ihres gemeinsamen Lebensbaums. Zuletzt war er so groß und kräftig geworden, dass sie in der Lage waren ganz buchstäblich über sich hinauszuwachsen. Denn der Prüfungen drei sollten noch anstehen bis sie in den Hafen der Ehe steuern konnten.
Da sei Jessis Ausbildung zur Krankenschwester zu nennen, die viel Kraft und manches Mal auch einen sanften, liebevollen Schubs von Sara benötigte um zur Vollendung zu gelangen. Gleichwohl konnte auch Sara die Hilfe und den Zuspruch ihrer Jessi hin und wieder gut gebrauchen, als sie sich entschied vom Drahtesel auf das motorisierte Ross umzusatteln.
Die letzte Prüfung aber sollte die süßeste und zugleich schwerste sein. Nach so viel durchstandenem Wohl und Weh, nach ungezählt vielen gemeinsamen Stunden des Lachens, Weinens und Sich-beieinander-geborgen-Fühlens entschied Sara den Lindwurm namens „Hochzeitsantrag“ zu erlegen.
Doch dieser Drache ist ein gerissenes Wesen und wusste sich auch dieses Mal zunächst seinem Schicksal zu entwinden. Am Silvesterabend hauchte er Sara mit seinem Atem an und versetzte sie sofort in trunkenen Zustand. Zu trunken um die magischen Worte an Jessi zu richten.
Doch solches sollte nicht noch einmal gelingen! Nur 2 Tage später war es dann soweit und sie überrumpelte das Untier, indem sie ihre Liebste ganz spontan beim gemeinsamen Kochen fragte, ob sie den Bund der Ehe eingehen wollte. Na und die Antwort könnt ihr euch sicher denken.
Obwohl Jessi und mich in Kindertagen eine enge Freundschaft verband, so sorgte doch das Leben in der Zwischenzeit dafür, dass wir uns aus den Augen verloren. Zum Glück folgt aber auf jede Ebbe auch eine Flut und so trieben auch die Wellen der Zeit, der unkomplizierten Kontaktaufnahme über soziale Medien und die Fotos der Hochzeit eines gemeinsamen Schulfreundes uns vor einigen Jahren wieder etwas näher zusammen. So kam es auch, dass ich den freudigen Anlass auf Bild bannen durfte.
Die Freude bei dieser Feier kann sich ein jeder wohl vorstellen.
Da war ein Jauchzen und Frohlocken während des Hochzeitsfestes, dass es geradezu ein Wunder war. Und als der Moment kam, da Sara, übermannt von Tränen der Freude, nicht mehr das gemeinsame Lieblingslied singen konnte, stimmte Jessi einfach mit ein. Denn so wie sie sich bislang unterstützten, so werden sie es auch fürderhin in Zukunft tun. Bis in die frühen Morgenstunden ging das Fest und die Tanzbeine standen nicht stille.
Ja und wenn sie nicht gestorben sind (Spoiler: sie leben), dann leben sie glücklich und zufrieden miteinander und bald auch mit Haus, Hof, Hund und vielleicht sogar Kind. Doch egal, welche Abenteuer auch künftig zu bestehen sind: Jessi und Sara werden sie gemeinsam bestehen.
Und nun genug mit all dem Geknutsche und Angehimmel für heute. Nur eines möchte ich noch los werden:
Nach all den Jahren, die wir in Schul- und Ausbildungszeit füreinander da waren, kann ich mir niemand besseren für dich vorstellen als Sara, um dich in deinem Leben zu begleiten und zu unterstützen, Jessi. Ich wünsche euch beiden alles Glück der Welt und dass ihr euch bis an euer Lebensende weiterhin so verliebt anschaut, wie zu eurer Hochzeit.
Danke, dass ich dabei sein durfte!
Text: Christian Fürstenberg
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Zicke (Samstag, 22 Oktober 2022 15:00)
Die Hochzeit war ein Traum.....